Jedes Abenteuer geht zu Ende, und dieses endet heute. Nachts um kurz nach Mitternacht geht der Flieger zurück nach Madrid, und bis dahin gilt es, noch ein paar Dinge auf meiner Liste zu besichtigen.
Als erstes geht es daher zum Cerro San Cristóbal, einem Hügel, der sich im Norden der Stadt erhebt, und auf welchem sich der größten städtische Park Lateinamerikas befindet. Der Weg dorthin führt durch das Barrio Bellavista, das sich wie die Viertel Barrio Brasil und Barrio Yungay am Vortag von ihrer buntesten, immer wieder aber auch ziemlich kaputten Seite präsentieren. Irgendwie eine charmante Mischung, so stelle ich mir auch Havanna vor, nur die historischen Autos fehlen. Die gut 350 Höhenmeter zum Gipfel lassen sich bequem mit einer Standseilbahn bewältigen, ähnlich der am Stuttgarter Waldfriedhof. Am Gipfel erwarten mehrere Terrassen mit einem großartigen Blick über die südlichen und westlichen Teile Santiagos die Besucher, außerdem eine riesige Marienstatue, ähnlich der Christusstatue in Rio. Außerdem führen auf den höchsten Punkt noch eine Seilbahn, mit welcher der Gipfel von der Gegenseite erreicht werden kann, oder in meinem Fall, mit welcher ich zum Japanischen Garten dort in der Nähe der Talstation gelange. Von der Seilbahn und dem Garten aus geht der Blick in die Gegenrichtung, nach Norden und Osten, über den Stadtteil Sanhattan mit seinen modernen Hochhäusern und Wolkenkratzern hinweg bis zu den Andengipfeln und ihren Gletschern.
Mit der Seilbahn und der Standseilbahn geht es zurück zum Ausgangspunkt, weiter an der Plaza de Armas vorbei und zum Museo Chileno de Arte Precolombino. Dort werden Kunstwerke und andere Artefakte der verschiedensten Kulturen Südamerikas vor der spanischen Eroberung zusammengefasst, von Steinmetzarbeiten über Töpferei, von Gold- und Silberschmiedekunst über prachtvolle Textilien, von rituellen Objekten über Musikinstrumenten und Symbolen der Macht bis hin zu Gefäßen zum Konsum von bewusstseinserweiternden Substanzen.
Nach dem Besuch des Museums bleibt mir nur noch, mein Gepäck für die Heimreise zu packen. Um 20:30 gebe ich die Schlüssel der Ferienwohnung wieder ab, das Taxi fährt mich im letzten Licht des ausklingenden Sonnenuntergangs zum Flughafen. Einfach fällt der Abschied aus Chile in diesem Moment nicht, aber die Freude über die Aussicht, nach drei Wochen endlich wieder im eigenen Bett liegen zu können, ist ebenfalls groß.
Dazwischen liegt allerdings noch ein Flug einmal quer über Südamerika und den atlantischen Ozean. Anders als beim Hinflug, als ich zur besten Tageszeit den Amazonas und die Anden überfliegen durfte, ist diesmal aus dem Fenster nur tiefste Nacht zu sehen, und nach dem Erwachen irgendwo über dem Atlantik, 2000 km vom europäischen Festland entfernt, nur eine geschlossene Wolkendecke. Nach drei Stunden in Madrid folgt endlich die letzte Etappe, und ich erreiche nach ungefähr 18 Stunden Reise wieder meinen Ausgangspunkt.