Ein lautes Rums von unten gegen den Boden der Hütte, in welcher ich mit drei Mitreisenden übernachte, reißt uns aus dem Schlaf. Grunzen und Quieken dringen zu uns durch, und die Hütte wackelt. Offenbar hat sich eine der Sauen mit ihren Ferkeln unter der Hütte Unterschlupf gefunden und reibt sich an den Pfosten, auf welchen die Hütte steht. Der Wecker sollte erst im einer Stunde läuten, aber an schlafen ist bei dieser Geräuschkulisse nicht mehr zu denken.
Auf dem Plan stehen heute das John Frum Village, ein Dorf, in welchem die Amerikaner vergöttert werden, ein Besuch inklusive Bad in heißen Quellen, und ein Marsch durch die Ascheebene, um beides überhaupt zu erreichen. Die Sicht ist diesmal deutlich besser, ein Sandsturm bleibt uns diesmal erspart. Zeit, ernsthaft nach Motiven zu suchen, bleibt uns jedoch kaum, wir können nur das Offensichtliche am Wegesrand photographieren.
Im Dorf des John-Frum-Kults angekommen erfahren wir, dass heute der zweithochste Feiertag des Glaubens gefeiert wird. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass ein schwarzer amerikanischer Soldat, der such als John from America vorstellte, vor 90 Jahren half, einen verhafteten Anführer des Stammes zu befreien. Dieser hatte Monate später die Vision, diesen Kult zu begründen. Der Jahrestag dieser Erscheinung wird nun gefeiert. Hierzu ist das gesamte Dorf versammelt und empfängt weiterhin zahlreiche Abgesandte anderer Gemeinschaften, die dem Glauben anhängen. Es gibt zu Essen im Haus eines Sohnes des Häuptlings, und wir können weiteren Vorbereitungen für die Feierlichkeiten beiwohnen. Als hoher Besuch hat sich später sogar der Premierminister angekündigt.
So lange können wir jedoch nicht warten, es geht weiter in Richtung Strand. Dort erwarten uns nicht heiße Quellen, so wie ich sie mir vorgestellt hatte, sondern ein ganzer kleiner Fluss voller heißem Wasser, der sich dort ins Meer ergießt. Nur in dem Bereich, in welchem sich Süß- und Salzwasser mischen, lässt es sich im Wasser aushalten, ansonsten ist das Wasser deutlich zu heiß. Es ist herrlich, sich endlich wieder einmal richtig waschen zu können!
Den kommenden Tagen verbringen wir im Dorf. Emaio hat etwas 350 Einwohner (so genau weiß das niemand), welche sich auf 53 Familienanwesen verteilen, und viele davon lernen wie im Laufe des Tages kennen.
Anna mit ihrer Familie ist unsere Gastgeberin hier im Dorf. Sie zeigt uns unter anderem, wie Pepet (so heißen hier die daumendicken und ähnlich langen Sago-Larven) aus einem Stamm gesammelt und zubereitet werden. Wir dürfen außerdem bei der Zubereitung von Laplap helfen, einem Gericht, das aus zerriebenen Kochbananen und grünem Gemüse, das an Spinat erinnert, besteht. Wir dürfen auch Kokosnüsse schälen und raspeln und Anna zum Wasserholen zur Quelle begleiten.
Weiterhin lernen wir im Dorf John kennen, dem von Geburt an beide Beine unterhalb des Knies sowie ein Arm unterhalb des Ellenbogen fehlen. Dennoch ist er der beste Jäger mit der Steinschleuder und scheint ein glückliches Leben inmitten der Gemeinschaft zu führen. Auch die Lehrerinnen der örtlichen Schule treffen wir im Laufe des Tages. Die Schüler mögen Ferien haben, aber die ältere stellt uns dennoch ausführlich ihre Arbeit vor und beantwortet all unsere Fragen.
Abends haben wir noch einen Auftritt einer lokalen Band auf dem Programm, die für uns, aber auch für das gesamte Dorf aufspielt. Die Kinder setzen sich Kronen aus Farn auf, und auch wir Europäer tanzen mit.